Interview mit Max Haberich zu „Gendern? Nein, danke!“
Herr Haberich, in einigen Tagen erscheint im IFB Verlag Deutsche Sprache Ihr Buch „Gendern? Nein, danke!“. Worum geht es in Ihrem Buch? Können Sie dies einmal in ihren eigenen Worten beschreiben?
Der Sinn des Buches ist es, den Leser über die Gender-Ideologie zu informieren, und zwar unterhaltsam! Denn viele Leute, mit denen ich spreche, scheinen nicht zu wissen, was es damit eigentlich auf sich hat, wo sie herkommt und warum sie gerade heute so verbreitet ist. Begriffe wie „sensibel“ und „gerecht“ schwirren durch den Raum, die ich in diesem Zusammenhang für irreführend halte. Meist hört man von vagen Vorstellungen über die Gleichberechtigung der Frau. Es steckt aber deutlich mehr dahinter.
In meinem Buch geht es zunächst um die Wurzeln der Gender-Ideologie im Marxismus und im postmodernen Denken, dann um Interviews mit Dozenten und Studenten zum Gendern im Hochschulalltag und schließlich um Gegenargumente aus der Psychologie und den Naturwissenschaften.
Wie kamen Sie auf die Idee, zum Thema Gendern ein Buch zu schreiben?
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich kein politischer Mensch bin, und mich mit keiner Partei wirklich identifizieren kann. Ich möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden und Romane schreiben. Wenn nun aber Aktivisten auf einmal behaupten, der generische Plural spreche nur Männer an, und dass wer ihn benutzt, rückständig oder sogar reaktionär sei, setze ich mich gegen diese Genderillas zur Wehr.
Lachen Sie bitte nicht: Eine der Hauptgründe, diesen Essay zu verfassen, liegt in meiner tiefen Liebe zur deutschen Sprache. Was man liebt, das schützt man gegen bewusste Missinterpretation und absichtliche Verdrehungen. Das Problem dieser „Debatte“, die mich eher an einen Putsch erinnert, liegt nicht in der deutschen Grammatik, die als einzige von allen europäischen Sprachen ungerecht sein soll, sondern bei radikalen Aktivisten. Denn wer behauptet, dass es 120 Geschlechter gibt, und die Gesellschaft deswegen auf den Kopf stellen werden soll, vertritt einen radikalen Standpunkt. Ebenso, dass wir unsere Sprache deswegen komplett umkrempeln müssen.
Ich lehne Radikalismus jeder Form ab, sowohl von rechts als auch, wie in diesem Fall, von links. Wir müssen weg von diesem „Entweder-Oder“-Denken. Es ist mir ein Anliegen, eine Position der Mitte zu vertreten, die ich in den deutschsprachigen Medien vermisse; und überhaupt Gegenargumente zu der Gender-Ideologie zu liefern, die in unserer Medienlandschaft stark unterrepräsentiert sind.
Gibt es ein bestimmtes Gender-Ereignis, an welches Sie bei dem Thema denken müssen?
Eines, das mich in seiner Albernheit zum Lachen gebracht hat, war, in der Zeitschrift eines Wiener Kulturzentrums vom „Einmarsch der Nationalsozialistinnen in Österreich“ zu lesen. Hier sieht man, wie Ideologie ganz offen historische Tatsachen verfälscht.
Am meisten bewegen mich aber die Vorfälle, die ich regelmäßig von studentischen Freunden höre. Sie werden von ihren Professoren regelrecht gegängelt, in ihren Arbeiten zu gendern, und ansonsten vor dem ganzen Seminar bloßgestellt oder als homophob bezeichnet. Es ist keine Seltenheit, dass auch Studentinnen als frauenfeindlich gebrandmarkt werden. Diese erstickende Atmosphäre erinnert mich an Zustände in der DDR, und hat mit der in der Verfassung garantierten Freiheit von Forschung und Lehre nicht mehr viel zu tun.
Sie haben an der Universität Cambridge über die Entstehung des politischen Antisemitismus im späten 19. Jahrhundert und jüdische Intellektuelle in der Wiener Moderne promoviert. Sehen Sie in dieser neuen Ideologie Parallelen?
Es gibt erschreckende Parallelen zu den großen politischen Ideologien des 20. Jahrhunderts, so dass ich den Eindruck bekomme, dass man aus der Geschichte herzlich wenig gelernt hat. Die am deutlichsten ins Auge stechende Gemeinsamkeit ist der Anti-Individualismus. Wir sind nun wieder bei einem Blockdenken angelangt, in dem es nur um „die“ Frauen, „die“ Männer, „die“ Homosexuellen geht. Das sind aber sehr vielseitige Gruppen, in denen vollkommen unterschiedliche Meinungen vertreten sind.
Als bedingungsloser Individualist halte ich nicht viel von starken Vereinfachungen. Wenn man jeden als einzelnen Menschen nimmt, ist sein Geschlecht, sexuelle Orientierung und Hautfarbe vollkommen egal. Diese Aspekte sind jeweils Komponenten seiner Persönlichkeit, aber nicht allein bestimmend. Eine Schwäche der Gender-Ideologie besteht darin, Geschlecht und sexuelle Orientierung stark überzubewerten, um Menschen in Gruppen einteilen zu können. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir dieses Blockdenken des 20. Jahrhunderts hinter uns gelassen hätten. Anscheinend nicht.
Was würden Sie einem Studenten oder berufstätigem Menschen raten, der starken Druck „von oben“ spürt, Gendersprache zu verwenden?
Die Person soll sich vor Augen halten, dass die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite ist. Umfragen belegen immer wieder, dass die meisten Menschen diese Kunstsprache ablehnen. Aktiv vorangetrieben wird sie von ein paar tausend Geschlechtsanarchisten, die „was mit Medien machen“, oder leider im Hochschulwesen tätig sind. Die allermeisten Menschen, die gendern, sind verunsicherte, uninformierte Mitläufer, die es auch wieder lassen werden, wenn dieser Spuk vorbei ist.
Neben den Argumenten in meinem Essay sind fundierte Informationen auf freierede.org zu finden. Die „Gendern? Nein, danke!“-Facebook-Seite hat schon mehrere tausend Unterstützer und bietet eine Plattform, wo sich Betroffene vernetzen und Rat einholen können.
Sie haben schon einige Artikel und auch Erzählungen veröffentlicht. Zuletzt erschien Ihr Roman “Glanz und Schatten”. Dürfen wir nach dem Buch “Gendern? Nein, danke!” denn noch auf weitere Bücher, die sich mit der deutschen Sprache befassen, hoffen?
In meinem Verlag „Brot und Spiele“ veröffentlichen wir neben zeitgenössischen Kurzgeschichten auch vergessene (und unvergessene) „kurze Klassiker“ der Wiener Moderne. So erschien letztes Jahr ein Band von Perutz und einer von Meyrink, dieses Jahr sind Kafka und Rilke an der Reihe.
Von mir kommt im Herbst ein bitterböses Wörterbuch heraus, Diabolische Definitionen, nach dem Vorbild von Ambrose Bierces The Devil’s Dictionary, aber mit vollkommen neuen Einträgen. Ich hoffe, damit jeden, dem neben der Genderei auch andere Auswüchse der politischen Korrektheit auf den Geist gehen, zum Lachen zu bringen.
Das Buch können Sie hier bestellen.