Ein Autor im Gespräch: Wolfgang Häring

von | 4. Oktober 2022 | Neuigkeiten

Interview mit Wolfgang Häring zu „Blütenlese“

Herr Häring, Ihr zweites Buch ist nun im IFB Verlag Deutsche Sprache erschienen. Es trägt den schönen Titel „Blütenlese“. Welche „Blüten“ haben Sie hier „aufgelesen“ und vor allem für wen?

Es war weniger ein mutiges als ein übermütiges Unterfangen, schöne und interessante literarische „Blüten“, auf jeden Fall bemerkenswerte Texte aus meiner lebenslang zusammengesammelten Bibliothek auszuwählen und sie mit klugen Gedanken – hoffe ich wenigstens – zu präsentieren.

Orientierten Sie Ihre Auswahl an einem bestimmten Leitfaden?

Anfänglich nicht. Ich wählte vor allem Texte aus, die mich während meines Studiums und meiner langen Lehrtätigkeit beeindruckt haben. Ich sehe sie wie leuchtende Blüten in einem unendlich wunderbaren Park der Kulturgeschichte, den viele leider nicht schätzen, weil sie ihn nicht kennen. Im Verlaufe des Schreibens kristallisierte sich aber zunehmend ein Motto heraus, unter dem sich ausgewählte Texte und Erörterungen lesen lassen: Es ist die Kritik der reinen Vernunft, um es hochtrabend mit einem Kant-Zitat zu umschreiben.

Was fordert Ihre Kritik vor allem heraus?

Blinden Glauben, Gehorsam fordernde Religionen, eine selbstherrliche Priesterschaft, aber auch weltliche Ideologien und Verführer. Im Sinne der Aufklärung möchte das Buch ein wenig dazu beitragen, sich gelegentlich der Gefahren bewusst zu werden, die sich durch Indoktrination und Dogmatik, durch Werbung und Propaganda ergeben. Dass auch die Verklemmtheit der Menschen in Sachen Sexualität da und dort mal der Lächerlichkeit preisgegeben wird, darf man – hoffentlich auch – humorvoll aufnehmen. Ganz ernsthaft sollte schließlich nicht alles kommentiert sein. Da denke ich an meine Leser. So sehe ich als Mittel der Kritik gerne die Satire und die Karikatur. Schmunzelnd wollte ich das immer wieder anklingen lassen.

Das klingt ja geradezu nach einem philosophischen Kompendium mit heiterer Note. Haben Sie sich da nicht übernommen?

Natürlich, denn die großen Themen der Menschheit wurde nicht in der eigentlich notwendigen Tiefe mit wissenschaftlichem Apparat ausgelotet. Aber auch kleine Dosen verabreicht mit Witz und Sticheleien können zuweilen helfen, aufgeschlossenen Lesern die Augen zu öffnen. In diesem Sinne dürfen meine Essays ganz bewusst als „anstößig“ verstanden werden. Und das vermittelte Wissen bleibt darüber hinaus ja immer noch ein ganz schöner Brocken, den man – trotz aller Leichtigkeit der „Küche“ – erst einmal verdauen muss.

Und an welchen Leserkreis haben Sie dabei gedacht?

Diese Frage habe ich befürchtet. Der betont lockere Ton der Essays, ihre Themen, die gleichsam am Wegesrand liegen, aber auch ihre Kürze sollten interessierte Leser finden, die sich einer scheinbar fremden Bildungswelt nicht von vornherein verschließen. Ich stelle mir am Liebsten jüngere Leute vor, die sich auch mal die Freiheit nehmen, ihr i-Phone für einige Minuten aus der Hand zu legen, um sich nach der Lektüre des einen oder anderen Essays erstaunt einzugestehen: „O, das hab‘ ich gar nicht gewusst, das ist ja hoch interessant!“ Aber na ja – Illusionen darf man sich als Autor auch mal machen.

Fürchten Sie nicht, dass sich unbedarfte Leser von der Vielzahl weltgeschichtlich großer, den meisten aber unbekannter, Namen abschrecken lassen?

Das wäre schade, denn es geht ja gar nicht um die großen Namen mit ihren Werken und historischen Bezügen. Es geht um beispielhafte Themen, denen sich berühmte Leute einst gewidmet haben, die bei genauerer Betrachtung oft so aktuell sind wie eh und je. Und über diese darf und sollte man sich bei Gelegenheit unverkrampft informieren und sich so seine Gedanken machen. Dass man sich dabei nicht immer das Schmunzeln verkneifen muss, war mir auch wichtig.

Sind Sie als Schüler schon mit Namen wie Homer, Walther von der Vogelweide oder Faust in Berührung gekommen?

Ja, zum Glück, auch wenn ich damals noch nicht viel verstanden habe. Als Schulfächer waren mir sowieso Sport und Naturwissenschaften, wie Physik und Biologie, lieber.

Und woher stammt Ihre Liebe zu Literatur, Philosophie, Geschichte und Kunst?

Eigentlich aus der Freizeitbeschäftigung. Lesen war schon früh mein Hobby, mein Lebenselixier und hatte – leider – mit meiner Schule nicht viel zu tun. Im Gegenteil, meine Eltern glaubten, mir die Bücher öfter wegschließen zu müssen, nur damit ich bessere Noten heimbringen sollte. Na ja, sie hatten es gut gemeint.

Gibt es noch weitere Projekte, die Sie verwirklichen möchten?

Ja, viele, wenn es nur die Umstände erlauben würden. Einen Folgeband der „Blütenlese“ könnte ich sofort in Angriff nehmen, wenn mir meine Augen die Arbeit in meiner Bibliothek nicht langsam ganz unmöglich machten. Jetzt überarbeite ich gerade meine zahllosen Gedichte, die sich im Laufe des Lebens in Ordnern angesammelt haben. Am Bildschirm kann ich zum Glück noch lesen und schreiben, so dass es vielleicht noch zu einem Bändchen mit Natur- und Liebesgedichten reicht. Da bin ich mir aber nicht so sicher, denn solche Poems sind, wenn auch sprachlich bewusst kunstvoll gestaltet und inhaltlich zum Teil überhöht, sehr viel persönlicher als meine Beschreibungen der fünfziger Jahre im Schwabenbüchlein „Woisch des no, odr hasch des au scho vrgessa?“ oder meine „anstößige Blütenlese“. Lyrische „Blüten“, vor allem auch noch solche, die im Sinne der Liebe gepflückt wurden, stammen fast immer aus dem eigenen Gärtlein, und durch dieses müssten nicht unbedingt die Massen trampeln.

Das Buch können Sie hier bestellen.

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